Regensburger Vaterfreuden

10. April 2018


Auch an der Gartenmauer neben dem Hotel hängt neben Rosenstauden ein Schild worauf schwarz auf weiss steht:
«Schenke Deiner lieben Braut keine Blumen, die geklaut.»

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Treffpunkt um neun Uhr zur abschliessenden morgendlichen Führung durch Ratisbonne ist auf der Steinernen Brücke, die teilweise renoviert wird. Die Szenerie fast wie vor einem Jahr, strahlender Sonnenmorgen, gut zwei Wochen später im Jahr, die Blätter sind noch nicht draussen. Erster Stopp beim historischen Wurstkuchl. Während den Erläuterungen der Reiseführerin Sonnenstrahlen tankend, die Gedenktafel HW100 zum Hochwasser von 1988, studierend, damaliger Donaupegel 6,59 Meter, vier Meter über Normalstand. Die Sage zum Brückenbau mit dem vom Brückenbaumeister düpierten Teufel erinnert an diejenige der Teufelsbrücke in der Schöllenen, mit dem Unterschied, dass die Regensburger als erstes anstelle eines Geissbocks einen Hahn, ein ein Huhn und einen Hund über die Brücke schickten. Die Steinerne Brücke wurde ein Jahrhundert vor der Teufelsbrücke errichtet. Weshalb haben die Menschen des 12. und 13. Jahrhunderts Brückenschläge, sowohl über die Donau als auch durch die Schöllenen sind es technische Meisterwerke, stets mit dem Teufel in Verbindung gebracht?

Noch sind wir fast die einzigen beim Wurstkuchl, einzig eine Schulklasse steht davor, es ist aber noch etwas für Würste. Mich fasziniert ein anderes Bild: In der zweiten Tischreihe sitzt ein junger Vater, um die dreissig. Die Jacke hat er ausgezogen und auf die Bank neben sich gelegt, er trägt einen auberginefarbenen Pullover, den linken Arm hat er auf den Tisch gelegt, er sitzt gemütlich, hat die Augen geschlossen und lässt sich die Sonne aufs Gesicht scheinen, während er ganz leicht den Kinderwagen neben sich hin und her bewegt. Es ist ein Zwillingswagen. Ich fotografiere ihn und nenne das Bild Regensburger Vaterfreuden.

Weiter geht es zur Porta Praetoria, wo wir nochmals innehalten. Hier resümiert uns die Reiseführerin, eine gebürtige Regensburgerin, die Stadtgeschichte. Sie weist immer wieder darauf hin, wie unbeliebt die Bayern in Regensburg sind. Durch den Innenhof hinter der Porta gelangen wir am Domschatzmuseum vorbei zum Krautermarkt und zum Dom. Erläuterung und eine Viertelstunde Zeit für freie Besichtigung. Weiter geht es zum Neupfarrplatz. 1519 wurde die Synagoge zerstört und die Neupfarrkirche gebaut, die 1540 als Wallfahrtskirche geweiht wurde, die Marienwallfahrt war judenfeindlich geprägt. Wenn man so will, folgte Gottes Strafe unmittelbar, zwei Jahre nach Weihe wurde Regensburg evangelisch und die Kirche wurde zur ersten evangelischen Kirche. Durch malerische Gassen und lauschige Höfe werden wir durch die sonst schon pittoreske Altstadt zum alten Rathaus.

Noch ewas freie Zeit, bis wir eins weiterfahren. Vater und ich machen einen Kaffeehalt im Hemingways, bevor wir in der Galeria Kaufhof mit einem Picknick eindecken. Da Vater einen randvollen Koffer hat und zuviele Bücher gekauft hat, kauft er sich noch einen Rucksack.

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Regensburger Vaterfreuden: Die ersten wärmenden Frühlings-Sonnenstrahlen um zehn Uhr morgens mit dem Zwillingswagen vor dem Wurstkuchl genossen.

 

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im Kantorat – 19. April
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